Streuobstwiese anlegen: Anleitung & Tipps für Ihr eigenes Obstparadies

Wenn Sie eine Streuobstwiese anlegen, können Sie nicht nur eine breite Palette an Obstsorten ernten, sondern helfen auch direkt der Natur und dem Artenschutz. Erfahren Sie in dieser Anleitung, wie Sie den besten Standort finden, die passenden Obstbäume auswählen und natürlich auch, wie Sie die Obstbäume richtig pflanzen.

Inhaltsverzeichnis

Auswahl des Standortes

Die Wahl des richtigen Standortes gehört zu den wichtigsten Entscheidungen beim Anlegen einer Streuobstwiese. Folgende Faktoren sollten Sie bei der Standortauswahl beachten: 

  • Wählen Sie einen Ort aus, der nicht direkt an einer viel befahrenen Straße liegt. Auch Felder und Ackerland sollten nicht direkt nebenan liegen, denn für Streuobstwiesen gelten strenge Auflagen, was Pestizide und Dünger betrifft. Mehr zum Thema erfahren Sie in unserem Ratgeber Streuobstwiese: Was ist erlaubt?
  • Achten Sie darauf, dass der Standort sonnig ist, denn viele Obstpflanzen benötigen ausreichend Sonnenlicht. Ein angrenzender Wald kann daher oft nachteilig sein. Oftmals werden Streuobstwiesen an einem Hang angelegt, welcher jedoch nicht zu steil ausfallen sollte.
  • Nach Möglichkeit sollte der Standort windgeschützt sein.
  • Der Boden sollte humos und nährstoffreich sein. Der pH-Wert sollte zwischen 5,5 – 7,5 liegen, was einem leicht sauren bis neutralen Boden entspricht. Es sollte sich zwar keine Staunässe bilden können, dennoch sollte der Boden über eine ausreichende Wasserversorgung verfügen.
Streuobstwiese-anlegen-Anleitung
Eine Streuobstwiese sollte vorab gut geplant sein. Sie können beispielsweise die Obstbäume zufallsartig verteilen oder für eine einfachere Ernte in Reihen pflanzen.

Was versteht man unter einer Streuobstwiese?

Die Streuobstwiese eine sehr traditionelle und auch natürliche Art des Obstanbaus. Sie ist geprägt von hochstehenden Obstbäumen unterschiedlicher Sorten und Alter. Diese spenden nicht nur Obst, sondern bieten gleichzeitig auch Platz zur Heugewinnung oder zur Viehhaltung. Auch die zusätzliche Nutzung als Dauergrünland ist typisch für die Obstwiese, ebenso wie die Kombination mit dem Acker- oder Gartenbau. Auf chemisch-synthetische Pestizide oder künstliche Dünger wird verzichtet, denn der Naturschutz steht bei einer Streuobstwiese im Vordergrund.

Streuobstwiese anlegen in 10 Schritten

  1. Markieren Sie zunächst die Stellen, an denen später ein einzelner Baum stehen soll. Dabei spielt vor allem der Abstand zwischen den Bäumen eine wichtige Rolle. So sollte zwischen den Bäumen ein Mindestabstand von 10 bis 12 Metern eingehalten werden. Bei Apfel-, Birnen und Wallnussbäumen sollte der Abstand sogar 15 bis 20 Meter betragen. Achten Sie zudem darauf, dass alle Bäume einen Mindestabstand von drei Metern zu etwaigen Farbahnen haben. Ob Sie die Obstbäume in Reihen pflanzen oder „natürlicher“ über die Streuobstwiese verteilt, bleibt Ihnen überlassen.
  2. Je nach Obstbaum sollten Sie zudem auf die Bodeneigenschaften achten- Wallnussbäume bevorzugen eher trockenere Stellen, während Äpfel und Zwetschgen feuchte Böden bevorzugen (keine Staunässe!)
  3. Als nächstes folgt der Aushub des Bodens. Das Loch sollte im Durchmesser 80 bis 100 cm groß und etwa 50 cm tief sein. Lockern Sie den Boden anschließend zwischen 15 und 20 cm tief auf, damit die Bäume leichter wurzeln können. Achten Sie darauf, dass die Grasnarbe und andere organische Dinge nicht im Loch landen, da dies später zu Fäulnisprozessen führt, was wiederum den Wurzeln des Obstbaumes schadet.
  4. Der Boden sollte mit reifem Kompost durchmischt werden. Auf keinen Fall nährstoffreichen Mist verwenden, denn das lässt die Obstbäume zu schnell wachsen.
  5. Die Installation eines Pflanzenkorbs als Wühlmausschutz ist anzuraten. Sie können entweder Wühlmauskörbe im Handeln erwerben oder aber selbst einen Korb basteln. Nehmen Sie dazu einen verzinkten Kaninchendraht mit 12 bis 13 mm Maschenweite. Schneiden Sie mit einem Seitenschneider ein ausreichend großes Stück Draht (z.B. 1×1,5 Meter) in quadratischer Form aus. Formen Sie anschließend einen Zylinder und verbinden die zwei Seiten alle paar Zentimeter mit einem Stück verzinktem Draht zusammen, sodass er nicht von allein wieder aufgeht. Danach müssen Sie eine offene Seite zu machen, sodass ein echter Korb entsteht. Dazu müssen Sie vier Einschnitte in gleichen Abständen in den Draht schneiden. So entstehen – wie bei einem Karton –  vier Klappen, die Sie nacheinander nach innen klappen. Überstehende Abschnitte können Sie umklappen. Auch hier müssen Sie mit einigen verzinkten Drähten die Klappen miteinander verbinden.
  6. Wichtig: Der Korb muss aus dem Boden herausragen und fest von allen Seiten gegen den Baumstamm gedrückt werden! Andernfalls kommen die Wühlmäuse einfach von oben an den Obstbaum. Streuen Sie anschließend eine dünne Schicht Erde über den Draht. Die Erde um den Korb herum muss fest angedrückt werden, damit der Baum stabil bleibt. Etwaige Hohlräume werden mit Erde aufgefüllt.
  7. Beim Einpflanzen des Obstbaumes sollten Sie darauf achten, dass die sogenannte Veredelungsstelle (Verdickung am Stammansatz) ca. 10 cm aus dem Boden herausragt.
  8. Einen wichtigen Teil bei der Pflanzung spielen Stützpfosten, z. B- aus stabiler Eiche. Dese dienen der Stabilität des jungen Obstbaumes, denn diese können bei windigen Verhältnissen in eine Schieflage geraten. Mindestens zwei Pfosten sollten Sie in etwa 60 cm Abstand zum Baum ca. 50 cm tief einschlagen. Danach binden Sie den Baum mit einem Kokosstrick an die Pfosten fest. Die Länge der Pfähle hängt von der Höhe des Jungbaums ab. Jeder Pfahl sollte knapp unterhalb der Krone des Obstbaumes enden. Ist die Wiese beweidet, müssen Sie zu drei bis 4 Pfeilern greifen und diese mit einem verzinkten Maschendraht zwischen den einzelnen Pfeilern versehen. Dieser Verbissschutz schütz den Baum vor Beschädigungen durch Rinder und Co., ohne dabei den Baum in seinem Wachstum einzuschränken. Seitentriebe können immer noch durch das Gitter gelangen. Auch gegen Wildtieren wie Wildschweinen und Hasen lohnt sich der zusätzliche Schutz.
  9. Setzen Sie am Ende die Grasoden zurück, treten Sie die Erde fest und gießen Sie den Baum anschließend kräftig.
  10. Wenn es nicht bereits geschehen ist, können Sie jetzt auch schon einen Pflanzschnitt an der Krone ausführen. So wird das Wachstum angeregt. Hierbei sollten ein Mitteltrieb und drei bis vier Leitäste stehen bleiben. Der Mitteltrieb ist der Trieb, welcher von allen am meisten in die Senkrechte geht.  Er wird nur zu 1/5 gekürzt. Alle andere Leitäste sollten ein Stück unter dem Mitteltrieb enden und untereinander die gleiche Länge aufweisen. Zudem sollten sie alle in verschiedene Richtungen wachsen, um später ein gleichmäßiges Kronenbild zu schaffen.
Obstbaum-pflanzen
Der Wühlmausschutz hält mehrere Jahre und bewahrt Ihre jungen Obstbäume vor langffristigen Schäden.

Wann sollte man die Streuobstwiese anlegen?

Der Spätherbst, also Oktober und November, eignen sich am besten für die Pflanzung von Obstbäumen. Auch der Dezember eignet sich, allerdings sollten Sie darauf achten, dass der Boden noch nicht zugefroren ist. Gleiches gilt für die Pflanzung im Frühjahr. Hier sollten Sie bis spätestens April mit dem Pflanzen beginnen. Bevor Sie jedoch damit anfangen, sollten Sie sich in Ihrem Bundesland über die Förderung von Streuobstwiesen informieren, denn so können Sie einiges an Geld sparen!

Welche Obstbäume eignen sich?

Hierzulande sind vor allem Apfelbäume eine gute Wahl. Sie sind nicht nur pflegeleicht, sondern bieten auch etlichen Tieren Nahrung. Sie dürfen daher den Großteil der Streuobstwiese ausmachen. Weitere beliebte Obstsorten sind Birne, Sauer- und Süßkirschen, Pflaumen und Zwetschgen. Auch Walnussbäume und Wildobst, wie etwa Speierling, Eisbeere, Mispel, Wildbirnen- und äpfel oder Ebereschen, sollten einen Teil der Streuobstwiese ausmachen.

Bei der Auswahl der passenden Obstpflanzen spielt auch der Verwendungsweck eine Rolle. Möchten Sie das Obst verkaufen oder nur für den Eigenbedarf verwenden? Soll es sich bei dem Obst um Tafelobst handeln, welches zum direkten Verzehr geeignet ist, oder eher um Wirtschaftsobst, welches noch weiterverarbeitet wird? So wird Mostobst zur Herstellung von Fruchtsaft verwendet. Daneben gibt es u.a. noch Kochobst, Einmachobst oder Dörrobst.

Streuobst
Nicht jede Obstsorte eignet sich für jeden Zweck.

Standortfaktoren beachten

Vergessen Sie nicht, auch die Temperaturen an Ihrem Standort mit einzubeziehen. Manche Obstsorten benötigen ein wärmeres Klima als andere oder sind anfälliger für Frost. Achten Sie zudem auf die Erntezeiten. Diese sollten nach Möglichkeit nicht für alle Obstbäume zeitgleich sein. Das erleichtert nicht nur die Arbeit, sondern gewährleistet auch, dass Sie über einen längeren Zeitraum etwas von Ihrer Obstwiese haben.

Nicht nur Tiere, auch die Bäume selbst können durch eine Streuobstwiese vom Aussterben bewahrt werden. Ziehen Sie daher auch ältere Obstbaumsorten in Betracht. Vorteile sind u.a. Robustheit, häufige Frostunempfindlichkeit und ein interessanter Geschmack. Zu den alten Apfelsorten gehören z. B. die Engelsberger Renette, der Gravensteiner, der Gelbe Edelapfel oder der Pommersche Schneeapfel.

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